Pausentaste - Wer anderen hilft, braucht manchmal selber Hilfe!
Laut einer Studie der Uni Witten/Herdecke (2018) im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) leben in Deutschland ca. 480.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10-19 Jahren, die einen chronisch kranken Angehörigen pflegen. Diese übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben: Zum Beispiel unterstützen sie bei der Pflege, kümmern sich um den Haushalt oder versorgen Geschwister. Bereits im Kinderbuchklassiker „Pünktchen und Anton“ von E. Kästner aus dem Jahre 1931 wird eindrucksvoll erzählt, wie der 12-jährige Anton seine kranke Mutter zu Hause pflegt und sich um den Haushalt kümmert.
Anton wohnte im 4. Stock. „Das ist fein, dass du mich mal besuchst“, sagte er. Sie begrüßten einander und standen eine ganze Weile in der Tür. Der Junge hatte eine große blaue Schürze um. Er führte sie in die Küche. „Ich koche gerade“, sagte er. „Du kochst?“, fragte Pünktchen und brachte den Mund gar nicht wieder zu. „Na ja“, sagte er. „Was soll man machen? Meine Mutter ist doch schon so lange krank, und da koche ich eben, wenn ich aus der Schule komme. Wir können doch nicht verhungern“
Die Übernahme von Pflegeverantwortung und die damit einhergehenden Besonderheiten für die Entwicklung von Heranwachsenden ist also kein neues Thema. Dennoch gibt es für Betroffenen bisweilen wenige Unterstützungsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt, Hilfen gut erreichbar und auf die Bedürfnisse pflegender Kinder und Jugendlicher angepasst werden.
. Im Januar 2018 startete das Projekt ‚Pausentaste – Wer anderen hilft, braucht manchmal selber Hilfe. Das Angebot für Kinder und Jugendliche, die sich um ihre Familie kümmern‘, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) initiiert wurde. Die „Nummer gegen Kummer“ bietet im Rahmen des Projektes eine niederschwellige Anlaufstelle für pflegende Kinder und Jugendliche. „Viele Betroffene wünschen sich jemanden zum Reden, der ihre spezielle Lebenssituation versteht. Unsere bundesweit kostenlosen und anonymen Beratungsangebote bieten eine erste Anlaufstelle für solche Situationen“, sagt Rainer Schütz, Geschäftsführer von Nummer gegen Kummer e.V. „Im Gespräch mit unseren ehrenamtlichen Beratern*innen erhalten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ihre Lebenssituation zu reflektieren, Entlastung zu finden und Isolation aufzulösen. Bei Bedarf können sie auch Informationen zu weiteren Hilfsangeboten erhalten.“ Seit Projektbeginn wurden bereits über 1.500 Beratungen mit Betroffenen bei der „Nummer gegen Kummer“ geführt.
„Ich habe großen Respekt davor, was pflegende Kinder und Jugendliche täglich leisten und wünsche mir, dass die „Pausentaste“ bei allen bekannt wird, die es angeht – und gedrückt wird, wann immer es nötig ist. Hier können Kinder und Jugendliche per Telefon oder E-Mail vertraulich ihre Gedanken, Sorgen und Ängste loswerden, hier können sie sich Rat holen und Erfahrungen austauschen. Pflegende Kinder und Jugendliche müssen wissen, dass sie nicht allein sind“, so Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey.
Auf www.pausentaste.de finden Heranwachsende Erfahrungsberichte und Interviews mit jungen Pflegenden, Videos und Hinweisen auf Beratungsangebote. Das Angebot richtet sich an pflegende Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrkräfte, ambulante Pflegedienste, Sozialdienste an Schulen und Kliniken sowie Jugendorganisationen und die Öffentlichkeit sollen auf das Thema aufmerksam gemacht und für Fragen in diesem Zusammenhang sensibilisiert werden. So hat das BMFSFJ auch ein Netzwerk zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Pflegeverantwortung ins Leben gerufen.
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