Dieser Start in die Saison ist außergewöhnlich, wahrscheinlich sogar beispiellos. Vor 2.531 Zuschauern hat die Fortuna am Freitagabend die U23 von Borussia Mönchengladbach mit 4:2 besiegt. Es war der fünfte Sieg im fünften Spiel der Regionalliga West. So manch einer wird sich verwundert die Augen reiben beim Blick auf die Tabelle. Andere werden sich ungläubig kneifen. Aber es ist großartige Realität. Die Südstädter sind Tabellenführer. Formidabel.
Freitagabend unter Flutlicht zu spielen, das ist immer geil, besonders gegen einen spielstarken Gegner wie Gladbach. Wir haben gut dagegengehalten und gezeigt, was wir können. Wir sind jetzt auch verdient Spitzenreiter, drei Punkte vor Duisburg. Besser geht es nicht. Das ist ein brutal geiles Gefühl“, sagte Hendrik Mittelstädt. Der Neuzugang aus Verl hatte mit seinem ersten Tor für die Fortuna das 1:0 (22.) erzielt und anschließend einen extraordinären Salto rückwärts beim Jubel hingelegt. „Ich habe immer auf das erste Tor für Fortuna gewartet und darauf hingearbeitet. So ein Tor wünscht man sich, wenn man nur den Fuß hinhält und der Ball reinkullert. Und dann wollte ich mal zeigen, was ich alles so drauf habe.“ Völlig lösgelöst wie Major Tom.
Gekonnt, ist gekonnt, dachten sich die Zuschauer auch beim 2:0 nur vier Minuten später durch Arnold Budimbu. Mit dem rechten Fuß tanzte er den Abwehrspieler per Hackentrick aus, um dann trocken mit dem linken Schlappen in die lange Ecke zu vollenden. Innerhalb von fünf Minuten riss sich die Fortuna das schöne Kartenhaus dann aber auch selber wieder ein.
„Das 2:0 von Budi nach einem Umschaltmoment war super herausgespielt. Wir haben nicht viel zugelassen, bis auf die eine oder andere Beschleunigungsphase des Gegners über unsere rechte Seite. Die Tore, die wir kriegen, waren Geschenke. Bei dem ersten Gegentor lässt sich Max Fischer an der Grundlinie austanzen und dann sind wir in der Situation drin und geben Noah Pesch zweimal die Chance zum Abschluss“, sagte Trainer Matthias Mink. Den zweiten Gegentreffer ließ er in seiner Analyse aus. Keeper Felix Buer hatte dabei einen Blackout. Er legte Noah Pesch, Torschütze zum 2:1 (33.), den Ball mustergültig auf den Fuß, der passte rüber zu Charles Hermann, der mühelos zum 2:2 ausglich (38.).
In der Kabine fasste die Fortuna einen Plan, den Mink später so erläuterte: „Wir wollten den Gegner nach der Pause stressen und nerven. Das haben wir gut gemacht, daraus resultiert auch der Platzverweis. Hintenraus hat man gemerkt, dass wir was zu verlieren hatten. Ich glaube, unsere Bank war heute jünger als die der Gladbacher. Wenn man so viel investiert, wie wir es aktuell tun, gewinnt man auch verdient. Jetzt müssen wir erstmal Wunden lecken. Unser Physio Albert Czerner bringt hoffentlich übers Wochenende viel Zeit mit.“
Innerhalb von fünf Minuten holte sich der Gladbacher Lukas Ullrich zweimal den gelben Karton ab, und somit hatte er nach 53 Minuten Feierabend. Weitere fünf Minuten später führte die Fortuna erneut. Budimbu scheiterte zunächst, im Nachsetzen war dann Henri Matter der Nutznießer mit dem 3:2. „Cooler Abend, cooler Platz, coole Kulisse, Scheißergebnis. Nach dem 0:2 sind wir zurückgekommen, das ist nicht selbstverständlich bei einer U23. Das zweite Tor war begünstigt durch einen kapitalen Fehler der Fortuna, aber den muss man auch erstmal nutzen. Ich hatte in der Pause das Gefühl, das wir unbedingt gewinnen wollten. Mit der vertretbaren Gelb-Roten Karte wurde es schwierig. Leider kriegen wir das 3:2 recht schnell. Aber ab dem Moment waren wir die bessere Mannschaft. Dementsprechend ist es schade, dass wir das 3:3 nicht machen. Mit der Leistung kann ich auf jeden Fall leben“, sagte Gäste-Coach Eugen Polanski.
Nach einem Foul von Keeper Brüll an Joker Marvin Mika machte Stipe Batarilo dann in der ersten Minute der Nachspielzeit mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum 4:2 den Deckel drauf.
In den letzten 20 Minuten wechselte Matthias Mink fünf Spieler ein: Mika (23), Orth (19), Hadouchi (17), Bance (20) und Sarpei (21). Viel jünger geht es kaum. Mit Abdul Bance gab dabei ein weiteres Fortuna-Eigengewächs sein Debüt in der Regionalliga. „Das war ein krasses Erlebnis heute. Als ich zur Fortuna gekommen bin, war es mein Ziel, mal Regionalliga zu spielen. Dass dieser Wunsch heute in Erfüllung gegangen ist, ist für mich etwas Besonderes. Dafür arbeitet man auch täglich im Training. Danke an das Trainerteam und die Mannschaft, dass sie mich dabei unterstützt haben. Ich hoffe, ich mache viele weitere Spiele in der Regionalliga“, sagte der Abwehrspieler.
Fortuna: Buer, Ernst, Pernot, Fischer, Afamefuna (70. Orth), Eze (74. Bance), Stanilewicz, Batarilo (90. +3. Sarpei), Budimbu, Matter (90. +3 Hadouchi), Mittelstädt (74. Mika).
Tore: 1:0 Mittelstädt (22.), 2:0 Budimbu (26.), 2:1 Pesch (33.), 2:2 Hermann (38.), 3:2 Matter (58.), 4:2 Batarilo (90. +1/Foulelfmeter).
Gelb-Rote Karte: Ullrich (Mönchengladbach/53.).
Rote Karte: Co-Trainer Leiva (Mönchengladbach/90. +7).
SC Fortuna Köln
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