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Vis-à-Vis – ältestes Kölner Automobil wird aufwändig restauriert


v.l.n.r.): Alexander Krahé, Mitglied des Vorstandes der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums, Silvia Rückert, stellvertretende Direktorin Kölnisches Stadtmuseum, Philip Mandrys, Dipl.-Restaurator M.A., Prof. Dr. Frank Herrmann, Institut für Fahrzeugtechnik der TH Köln, Werner Krupp, motorworld Köln präsentierten heute den Vis-à-Vis Motorwagen und warben für weitere Spenden. Foto: Constantin Herrchen

Der Vis-à-Vis-Motorwagen Typ A ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand das älteste noch erhaltene in Köln gefertigte Automobil. Der 1902 in Köln-Sülz hergestellte Wagen, bei dem sich Fahrer und Beifahrer gegenübersitzen, und der einst mit sechs PS bis zu 25 km/h fuhr, soll im kommenden Jahr als eines der Highlights in der neuen Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseums gezeigt werden. Davor muss der Motorwagen noch aufwändig restauriert werden. Der Freundeskreis des Kölnischen Stadtmuseums unterstützt die Restaurierung. Insgesamt sind rund 60.000 Euro notwendig. Daher rief der Verein heute die Kölnerinnen und Kölner sowie Stadt- und Autoliebhaber:innen zur Unterstützung auf.

Dieses Fahrzeug unterstreicht die kultur- und industriegeschichtliche Bedeutung Kölns als Automobil- und Innovationsstandort. Mit dem Erhalt dieses historisch bedeutenden und optisch ungewöhnlichen Objektes möchten wir als Freundeskreis unseren Beitrag dazu leisten, dass dieses wichtige Kapitel nicht in Vergessenheit gerät. Wir hoffen, dass wir noch mehr Menschen für diesen wundervollen Wagen begeistern können und dass diese die Restaurierung mit Spenden unterstützen“, sagt Alexander Krahé, Mitglied des Vorstands, bei der heutigen Pressekonferenz. 2011 hat das Kölnische Stadtmuseum das einzigartige Automobil mit Mitteln des Kulturdezernats der Stadt Köln für seine Sammlung erworben. „Es war ein richtiger Glücksgriff, denn unser Vis-à-Vis ist das einzige bekannte Exemplar, das im Original erhalten ist. Es ist somit ein einmaliges Zeugnis für die Pionierzeit der Automobilentwicklung in Köln um 1900 – einer Zeit, in der rund 16 Automarken hier ansässig waren“, sagt Silvia Rückert, die stellvertretende Direktorin des Museums. Von der Kölner Motorwagenfabrik GmbH in Sülz aus gelangte das Automobil zu einer Familie in Süddeutschland und von dort über ein Auktionshaus zurück nach Köln. Wie viele Exemplare des Vis-à-Vis damals gebaut wurden, ist nicht bekannt. „Das Automobil stellt ein Highlight der neuen Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseum am neuen Standort in der Minoritenstraße dar. Ab Herbst 2022 wird es in der Abteilung ,Was bewegt uns‘ zu sehen sein. In einer Zusammenschau mit weiteren Exponaten wie einem am Rheinufer gefundenen Lederschuh aus dem 13./14. Jahrhundert und einem E-Scooter aus der heutigen Zeit steht es für die Bewegung unserer Stadt “, so Silvia Rückert. Bevor die Besucher:innen das besondere Objekt bestaunen können, wird Philip Mandrys, Restaurator und Alumnus der TH Köln, im Auftrag des Fördervereins die Restaurierungsarbeiten durchführen. Prof. Dr. Frank Herrmann vom Institut für Fahrzeugtechnik der TH Köln begleitet den Prozess. Erstmals wurden nun der hölzerne Aufbau des Oldtimers abmontiert und Fahrwerk und -antrieb sichtbar gemacht. An der vorderen Rückbank konnte bereits die ursprüngliche Lackschicht freigelegt und restauriert werden. „Die besondere Herausforderung der konservatorischen und restauratorischen Bearbeitung liegt darin, das handwerkliche und gestalterische Können der frühen Kölner Automobilhersteller aufzuzeigen und dabei den historischen Kontext des Motorwagens zu bewahren. Die erhaltenen historischen Fotografien sowie die im Vorfeld durchgeführten naturwissenschaftlichen Untersuchungen und Recherchen bilden die Grundlage für eine auf Fakten basierende fachkundige Bearbeitung“, erläutert Philip Mandrys. „Wichtig ist es, den Wagen in einem gewissen Maße in seine Ursprünglichkeit zurückzuführen, ohne dabei seine Geschichte und Authentizität zu negieren.“ Im Zuge des Projekts ist zudem die Idee gereift, einen allgemeinen Kriterienkatalog und Handlungsempfehlungen für Restauratoren und Museen zu entwickeln. „Die TH Köln stellt als größte deutsche Hochschule für angewandte Wissenschaften eine wichtige Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dar. Hieraus erwachsen mannigfaltige Aufgaben in Forschung, Lehre und Wissenstransfer“, ergänzt Prof. Dr. Frank Herrmann. „Um so bedeutender wird dieses Wirken im Falle des Vis-à-Vis-Motorwagens in der Stadt, in der mit der Erfindung des Otto-Motors im Jahre 1876 der Startschuss für eine neue Form von Mobilität gegeben wurde.“ Wer den Erhalt dieses bedeutenden Objektes der Kölner Stadtgeschichte mit einer Spende unterstützen möchte, findet weitere Informationen hier ww.freunde-ksm.de/


 

Der Vis-à-Vis Motorwagen Typ 1, Nummer 225 Der Motorwagen wurde im Jahr 1902/03 von der Kölner Motorenfabrik (später Priamus) in Köln-Sülz im damaligen Werk in der Marsiliusstraße (heute Hausnummer 18-20) hergestellt. Es erfolgt die Übergabe des Motorwagens als Insolvenzmasse von Priamus an das Unternehmen Fouquet & Frauz Rottenburg am Neckar (Hersteller von Schrauben und Textilmaschinen und vermutlich Zulieferer für Priamus). Der Motorwagen verbleibt hier im Besitz der Familie Frauz und wird im Rahmen von Karnevalsumzügen eingesetzt. 2005 erfolgt der Verkauf des Motorwagens an Herrn Wilfried A. Seidel, der in Ladenburg ein Museum für historische Automobile betreibt. Im Jahr 2011 erfolgt der Ankauf des Vis-à-Vis Motorwagens Nr. 125 durch das Kölnische Stadtmuseum. Somit kommt der Wagen nach fast 110 Jahren wieder zurück in seine Geburtsstadt. 2015 beginnt die TH Köln mit den Untersuchungen und Recherchen zum Motorwagen. Köln als Automobilstandort Die 1864 gegründete Gasmotoren-Fabrik Deutz (heute Deutz AG) ist die erste Motorenfabrik der Welt. Hier wurde durch Nikolaus August Otto und Eugen Langen der Viertaktmotor mit drei PS Leistung entwickelt. Die Wagenbauerei Bernhard Scheele konzipierte 1898 das erste Elektroautomobil Deutschlands. Die Firma Ernst Heinrich Geist Elektrizitäts AG fertigte 1904 das sogenannte Dynamobil – in seiner Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor ein früher Vertreter des Hybridfahrzeuges. Und die ersten deutschen Tankkioske entstanden 1922 in Köln und Hannover durch die Firma Olex.


 

Quelle: Mirjam Flender, c/o Presseservice projekt2508 GmbH


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