Sie kamen aus Hitlers Propagandakompanien und wurden zu einflussreichen Medienmachern der jungen Bundesrepublik: Journalisten wie Henri Nannen, Peter von Zahn, Karl Holzamer und Giselher Wirsing. Am Sonntag, 28. April 2024, 23.45 Uhr, zeigt das ZDF die "Terra X History"-Dokumentation "Reporter in Hitlers Krieg. Von der Diktatur in die Demokratie". In der ZDFmediathek ist der Film von Jörg Müllner schon 24 Stunden vor Ausstrahlung verfügbar.
Einst dienten sie dem totalitären Regime, später erwiesen sich viele von ihnen als Stützen der Demokratie. Wie konnten Männer, die ihr journalistisches Handwerk in Hitlers Kriegspropaganda gelernt hatten, einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der Medienlandschaft in Westdeutschland leisten? Wie glaubhaft war ihre plötzliche Wandlung vom Propagandisten zum Verfechter der Demokratie? Was gaben sie zu, was aus ihrer Vergangenheit verschwiegen sie?
Die Idee zur Dokumentation entstand im Rahmen der Untersuchung zur Vita des ZDF-Gründungsintendanten Prof. Dr. Karl Holzamer. Bei den Vorbereitungen zum Jubiläum "60 Jahre ZDF" (2023) waren in seinem Lebenslauf Widersprüche aufgefallen. Eine ZDF-interne Recherche ergab, dass Holzamer in seiner Biografie seine Mitgliedschaft in der NSDAP und der SA verschwiegen hatte. Die Ergebnisse wurden dem Historiker Prof. Dr. Martin Sabrow für eine wissenschaftliche Bewertung und Einordnung zugänglich gemacht und anschließend veröffentlicht.
Erkenntnisse aus jüngsten Quellenfunden bietet die "Terra X History"-Dokumentation auch im Falle von Henri Nannen. Der Gründer und spätere Chefredakteur des Magazins "Stern", war im Krieg Offizier in einer Propagandakompanie (PK) und wie viele andere auch an der Verbreitung antisemitischer Flugblätter beteiligt. Der Film gibt Antworten auf die Frage, wie Nannen zu Nationalsozialismus und Antisemitismus stand und zitiert aus bislang unveröffentlichten Briefen seiner Jugendliebe Cilly Windmüller, einer jüdischen Deutschen, mit der Nannen bis zum Lebensende verbunden blieb.
Der Film beleuchtet auch die Vita des Rundfunkpioniers Peter von Zahn, der schon ab Juni 1945 wieder journalistisch arbeiten durfte. Über seine Zeit als PK-Soldat in der Ukraine, wo er Zeuge von Massenexekutionen der SS wurde, sprach er öffentlich erst in den 1990er-Jahren.
Als Beispiel eines Pressevertreters, der sich von seiner Gesinnung während der NS-Zeit weniger distanzierte und Einfluss auf den öffentlichen Diskurs über den Nationalsozialismus nahm, beschäftigt sich die Doku mit Giselher Wirsing. Er war Chefredakteur von "Christ und Welt", bis in die 1960er-Jahre die auflagenstärkste Wochenzeitung der Bundesrepublik.
Die Sendung wird mit Untertiteln angeboten.
ZDF-Kommunikation
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