Cannabis-Legalisierung: Mehrheit befürchtet negative Folgen für Verkehrssicherheit
Fast zwei von drei Bundesbürger:innen erwarten, dass sich die Legalisierung von Cannabis negativ auf die Sicherheit im Straßenverkehr auswirken wird (64 Prozent). Knapp jede:r Fünfte (18 Prozent) rechnet mit keinerlei Folgen und 7 Prozent erwarten positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands, für die 2.500 Personen ab 16 Jahren befragt wurden. 11 Prozent der Befragten konnten keine Einschätzung abgeben. „Die große Mehrheit der Bürger:innen ist sich der Gefahr von Cannabis am Steuer bewusst“, sagte Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Der Cannabis-Konsum führe unter anderem zu verlängerten Reaktionszeiten, verminderter Konzentrationsfähigkeit und einer eingeschränkten Wahrnehmung. Das Unfallrisiko potenziere sich, wenn die Fahrenden ungeübt sind oder zusätzlich andere Rauschmittel wie Alkohol konsumiert haben.
TÜV-Verband warnt vor Anhebung des Grenzwerts
Aktuelle Studien aus Nordamerika zeigen, dass die Unfallzahlen nach der Legalisierung von Cannabis ansteigen: im US-Bundestaat Washington State sind die Anzahl der THC beeinflussten tödlichen Verkehrsunfälle laut Studie um 10 Prozent gestiegen. Auch in Kanada war ein signifikanter Anstieg der Unfallzahlen nach der Legalisierung zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund warnt der TÜV-Verband vor der geplanten Anhebung des derzeit geltenden Grenzwertes. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Lockerung der Regelungen fahrlässig“, sagt Zaneta. „Aktuell fehlen fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, um diesen Schritt zu rechtfertigen. Darüber hinaus erweckt die Anhebung des Grenzwerts den Eindruck, als sei es unbedenklich, bekifft Auto zu fahren.“ Insbesondere für Fahranfänger:innen und Busfahrer:innen müsse wie beim Alkohol eine Null-Toleranz-Politik gelten. Bislang gibt es für Cannabis am Steuer eine Nachweisgrenze von 1,0 Nanogramm THC im Blutserum. Die Bundesregierung plant jedoch, diesen Grenzwert auf 3,5 Nanogramm zu erhöhen. Über eine entsprechende Änderung des Straßenverkehrsgesetzes wird heute im Bundestag abgestimmt.
Bürger:innen schlecht über Cannabis informiert
Die Umfrage des TÜV-Verbands zeigt einen hohen Aufklärungsbedarf beim Thema Cannabis am Steuer. Fast drei Viertel der Befragten fühlen sich nicht ausreichend über die Regelungen und möglichen Sanktionen von Cannabiskonsum im Straßenverkehr informiert (74 Prozent). Knapp jede:r Fünfte hält sich für gut informiert, was die geltenden Bestimmungen angeht (19 Prozent). Und 7 Prozent machen keine Angabe. „Es wäre wünschenswert, wenn die Politik die Sorgen der Bevölkerung ernst nimmt und sich bemüht, alle noch bestehenden Unklarheiten aus dem Weg zu räumen“, sagt Zaneta. Noch mangele es an ausreichenden wissenschaftlichen Daten, die klar definieren, bei welcher spezifischen THC-Konzentration im Blut die Fähigkeit zum sicheren Fahren beeinträchtigt wird. Hierzu sei weitere Forschung notwendig. Auf deren Basis könne die Debatte über eine Anhebung des Grenzwertes fachlich fundiert geführt werden. Darüber hinaus sollten die Unfallaufnahme und die Unfallstatistik verbessert und der Unfallursachenkatalog um das Merkmal Cannabis erweitert werden. Bisher lässt sich nicht feststellen, wie viele durch Cannabis verursachte Unfälle mit Toten und Verletzten es in Deutschland gibt
(C) Maurice Shahd
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