Die BG Göttingen hat im zweiten Duell im Viertelfinale der easyCredit BBL-Playoffs die Überraschung knapp verpasst. Die Mannschaft von BG-Headcoach Roel Moors verlor am Donnerstagabend beim FC Bayern München 85:87 (43:55). Vor 6.500 Zuschauern im ausverkauften Münchener Audi Dome zeigten die südniedersächsischen Gäste eine bessere Leistung als im ersten Spiel, agieren stärker unter den Körben und trafen ihre Würfe von außen hochprozentiger. Die Hausherren zogen immer wieder davon, aber die Göttinger kämpften und glichen 22 Sekunden vor dem Ende aus. Münchens Cassius Winston traf die zwei entscheidenden Freiwürfe zum Sieg. Bester BG-Werfer war Geno Crandall mit seiner Saison-Bestleistung (28 Punkte). Für München traf Winston am häufigsten (13 Zähler). Im dritten Duell der Serie empfangen die Göttinger am kommenden Sonntag, 21. Mai, ab 15 Uhr die Münchener in der Sparkassen-Arena und müssen diese Partie gewinnen, um ein viertes Spiel zu erzwingen.
Die Veilchen, bei denen Peter Hemschemeier (Rücken), Max Besselink (Knie) und Max Wüllner (krank) fehlten, brauchten einen Moment, um ins Spiel zu kommen. Den 0:6-Lauf der Münchener konterten die Gäste mit einem 6:0-Lauf, den Mark Smith zum 6:6 abschloss (4.). Crandall besorgte kurz darauf die erste BG-Führung per Dreier zum 9:6. Beide Teams spielten nun auf Augenhöhe, die Führung wechselte mehrfach hin und her. Auf einen Smith-Dreier antwortete Winston zum 19:19 (8.). In die erste Viertelpause gingen die Göttinger mit einem knappen 23:24-Rückstand.
In den zweiten Abschnitt starteten die Veilchen gleich mit einem Dreier von Harald Frey zum 26:24. Harper Kamp baute die Führung auf 28:24 aus und zwang FC-Bayern-Headcoach Andrea Trinchieri zu seiner ersten Auszeit. Danach lief es für die Gastgeber wieder besser, die sich durch einen 2:9-Lauf die Führung zurückholten (30:33/14.). Dann war es an Moors, den Lauf durch eine Auszeit zu unterbrechen. Sein Team fing sich wieder – Crandall und Javon Bess drehten die Partie zu Gunsten der BG (38:36/15.). Nach zwei Dreiern in Folge von Nick Weiler-Babb und Niklas Wimberg hielt Smith die Veilchen durch seinen Dreier zum 41:42 im Spiel (17.). Doch dann leisteten sich die Göttinger ein paar unnötige Fehler, die der deutsche Pokalsieger eiskalt bestrafte. Bis zum Viertelende gelangen der BG nur noch zwei Zähler, während die Gastgeber auf 43:55 davonzogen.
Nach dem Seitenwechsel kämpften sich die Spieler angeführt von ihrem Kapitän Harper Kamp zurück ins Spiel. Den 8:2-Lauf schloss Smith zum 51:57 ab (25.). Wimberg verschafften dem FC Bayern durch einen Dreier wieder etwas Luft, aber Smith und Frey verkürzten auf 57:60 (27.). Auch eine erneute Trinchieri-Auszeit konnte die Göttinger Aufholjagd nicht stoppen: Till Pape glich von außen zum 60:60 aus (28.). Die Partie blieb nun eng, keine Mannschaft setzte sich ab. Allerdings schafften es die Veilchen nicht, sich die Führung zu holen. Das Viertel beendeten die Münchener mit drei Freiwürfen, von denen Corey Walden aber nur zwei zum 66:69 verwandelte.
Im letzten Abschnitt taten sich die Göttinger sehr schwer in der Offensive und kamen bis zur 36. Minute auf nur einen Freiwurf-Punkt, sodass die Gastgeber wieder davonzogen (67:78/35.). Bess erlöste die Veilchen durch seinen Dreier zum 70:78 (36.). Die BG zeigte nun wieder ihr Kämpferherz, gab nicht auf und arbeitete sich Stück für Stück heran. Kamps Dreier zum 75:80 bewegte Trinchieri zu einer weiteren Auszeit, die aber erneut nicht wirkte. Der überragende Crandall verkürzte durch vier Punkte in Folge auf 79:80 (39.). Nationalspieler Niels Giffey stoppte die Aufholjagd mit seinem Dreier zum 79:83, sodass Moors mit einer Auszeit reagierte. Die Gäste zeigten Nervenstärke und glichen die Partie 22 Sekunden vor dem Ende zum 85:85 aus. Im letzten Angriff rutschte Winston beim Zug zum Korb weg – die Schiedsrichter sahen aber ein Foul und schickten den US-Guard an die Freiwurflinie. Dieser verwandelte den ersten und vergab den zweiten, aber die Münchener sicherten sich den Rebound. Winston wurde nach Ansicht der Schiedsrichter erneut gefoult und verwandelte 1,3 Sekunden vor Schluss den entscheidenden Freiwurf zum Sieg. Die Göttinger wurden auch nach Spielende noch minutenlang von ihren mitgereisten Fans lautstark bejubelt.
Stimmen zum Spiel
Roel Moors (Headcoach BG Göttingen): „Vorgestern konnte ich sagen, dass es ein verdienter Sieg für München war. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das heute auch der Fall gewesen ist. Ich denke, dass dieses Spiel in beide Richtungen hätte gehen können. Wir Trainer lernen aus solchen Spielen immer etwas. Ich habe gelernt, dass ich mich im Sommer noch einmal ganz genau mit den Basketball-Regeln beschäftigen muss, denn offensichtlich kenne ich sie nicht richtig. Das Spiel entscheidet sich mit einer kleinen Aktion am Ende. Ich bin stolz auf meine Spieler, die alles gegeben haben. Wir sind nach einem Rückstand zurückgekommen. Das ist hier in München sehr stark. Im nächsten Spiel werden wir bereit sein.“
Andrea Trinchieri (Headcoach FC Bayern München): „Ich glaube, dass uns die Verletzung von Andi Obst emotional sehr getroffen hat. Ich habe gespürt, dass das Team in diesem Moment wie ein platter Reifen in sich zusammengefallen ist. Andi ist ein wichtiger Spieler für uns und ihn vom Parkett humpeln zu sehen, hat unser Momentum getötet. Aber das Wichtigste ist, dass es jetzt 2:0 steht. Alles andere zählt nicht.“
FC Bayern München – BG Göttingen 87:85 (55:43)
Die Viertel im Überblick: 24:23, 31:20, 14:23, 18:19
Zuschauer: 6.500 (ausverkauft)
BG Göttingen: Hammonds (2 Punkte), Edwards (3), Frey (5/1 Dreier), Crandall (28/3), Boakye (n.e.), Smith (18/2), Ani (n.e.), Mönninghoff, Kamp (13/1), Pape (10/1, 5 Rebounds), Bess (6/2, 5 Assists), Giotis.
FC Bayern München: Weiler-Babb (12 Punkte/2 Dreier, 4 Assists), Walden (5/1), Seeley (n.e.), Winston (13, 4 Assists), Giffey (3/1), Bonga (8), Jaramaz (6), Obst (11/2), Wimberg (6/2), Harris (7/1), Gillespie (6, 6 Rebounds), Cheatham (10/1).
Birte Meyenberg
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